Handreichung für Lehrende.
Studentische Partizipation in der Hochschullehre ist die Beteiligung von Studierenden an Entscheidungen über die Gestaltung ihrer Lehrveranstaltungen. Lernende und Lehrende übernehmen gemeinsam Verantwortung für die Planung, Durchführung und Evaluation von Lehrveranstaltungen und treffen Entscheidungen gemeinsam (vgl. Reich 2008: 252). Die unterschiedlichen Lebenslagen von Studierenden bedenkend, gehen wir davon aus, dass diese ihre Studieninteressen am besten zur Geltung bringen und damit ihre Veranstaltungen bereichern können, wenn sie Möglichkeiten sehen, diese Interessen partizipativ einzubringen. Um Partizipation für alle Beteiligten gewinnbringend zu gestalten, ist es notwendig, sich regelmäßig über den Beteiligungsprozess selbst und die Inhalte der Entscheidungen zu verständigen. Partizipation bedeutet nicht, dass die Lehrperson die gesamte Verantwortung für das eigene Seminar abgibt. Vielmehr legen Lehrende und Studierenden gemeinsam fest, wo Partizipation beginnt und endet. Regelmäßige Feedbackschleifen in beide Richtungen (Lehrende wie Studierende) ermöglichen Intervention.
Kerstin Mayrberger identifiziert unterschiedliche Typen von studentischer Partizipation und unterscheidet dabei zwischen "Nicht-Partizipation", "Vorstufen von Partizipation", "Partizipation" und "Über Partizipation hinausgehend" (Mayrberger 2019: 97). Unter studentischer Partizipation versteht sie in ihrem Modell die drei Partizipationsformen: Mitwirkung, Mitbestimmung und Selbstbestimmung (ebd.). Mayrberger entwickelt das Modell als Teil eines Gesamtkonzeptes partizipativer Mediendidaktik. Partizipation möglich zu machen, ist vor allem eine Entscheidung der Lehrperson. Da es sich bei diesem Vorhaben jedoch um eine Gemeinschaftsaufgabe handelt, ist auch ein Fokus auf die Erwartungen der Studierenden bezüglich ihrer eigenen Partizipation wichtig.
Abbildung 1: Stufenmodell nach Mayrberger
Torsten Bergt und Benjamin Ditzel untersuchen die Partizipation Studierender. In einer explorativen Studie mit einer kleinen Fokusgruppe nähern sie sich der Antwort auf die Frage an, wieso Partizipationsmöglichkeiten von Studierenden eher selten genutzt werden (Ditzel/ Bergt 2013: 177). Die Studie bezieht sich zwar hauptsächlich auf etablierte Strukturen wie den AStA, Gremien und Fachschaftsräte, die Formen der Partizipation, lassen sich aber auch auf studentische Partizipation in der Hochschullehre übertragen. Sie verdeutlichen, dass es unterschiedliche Partizipationsneigungen unter Studierenden gibt: “Passive Partizipation”, “Ad-Hoc Partizipation” und “aktive Partizipation”.
Abbildung 2: Klassifikation nach Partizipationsneigungen
Vorwort « 1. Was ist...? » 2. Handlungsraum » 3. Kontinuität » 4. Gemeinschaftsaufgabe » 5. Feedback » 6. Nähe, Identifikation & Vertrauen » 7. Abschluss, Unterstützer*innen und Quellen